Resilienz implementieren – Business Continuity mittels Digitalisierung
Resiliente Geschäftsprozesse und entsprechende IT-Infrastrukturen werden für viele Marktteilnehmer aktuell zum zentralen Faktor. Das geschieht vor dem Hintergrund, dass ein rasanter technologischer Fortschritt im IT-Bereich in den vergangenen Jahren schon unterschiedlichste Unternehmen und Organisationen grundlegend verändert und erschüttert hat.
Dass Handlungsbedarf besteht, darüber herrscht weitestgehend Einigkeit - und das nicht erst seit der weltweiten Corona-Krise. Es stellt sich nicht mehr die Frage, "ob" Unternehmen die Digitale Transformation konsequent vorantreiben müssen. Vielmehr geht es um das "wie" und die optimale Umsetzung, um anvisierte Ziele bestmöglich zu erreichen.
Unterschiede in der Reife
Nicht verwunderlich ist dennoch, dass sich der Reifegrad für die Prozessdigitalisierung, je nach Marktsegment und Größe der Organisationen, partiell signifikant unterscheidet. Startpunkt und Zielniveau der digitalen Reife variieren stark. Dennoch erstaunt ein auch in der Breite identifizierbares Phänomen: Im Kontext der Transformationen sind vor allem digitale Innovationen zur Ergänzung bestehender Geschäftsmodelle von Unternehmen quasi als Kür fokussiert worden. Jeder wollte zur Plattform werden, jeder seine eigene KI haben. Mining, Bots und Coins. That's it!
In der Krise ist eines aber allen schlagartig bewusst geworden: Vor der Kür muss die Pflicht stehen. Unternehmen müssen die mit der Digitalisierung unmittelbar einhergehende Komplexität beherrschen. In jeder Phase müssen Organisationen Transparenz schaffen können, um auf unvorhergesehene Änderungen und Anforderungen angemessen reagieren zu können. Unvorhergesehene Änderungen sind Änderungen, welche bei der Gestaltung der Prozesse und Infrastrukturen nicht unmittelbar berücksichtigt wurden.
“Erst wenn die Business Continuity weitestgehend sichergestellt ist, dürfen neue Geschäftsfelder durch mehr Digitalisierung penetriert werden.”
Prof. Dr. Marco Mevius
Professor for Business Process Modeling and Optimization, HTWG Konstanz
Änderungen als Chance zur Optimierung
Aus der Perspektive des Geschäftsprozessmanagements ist das schon lange die Kür. Wir nennen das Korrekturprozesse bzw. Repair- und Alert-Workflows. Die Reaktion auf diese Änderungen muss dabei dynamisch und flexibel erfolgen. Die Akzeptanz von Änderungen und die Förderung von Wandel ist ein weiteres Element. Diese Änderungsakzeptanz ist eng mit einer völlig anderen Unternehmenskultur gegenüber dem traditionellen Ansatz verbunden, da demgemäß Änderungen als Chance für die Optimierung der (IT-gestützten) Geschäftsprozesse angesehen und im Kontext von Digitalisierung aktiv genutzt werden. Eine solche Unternehmenskultur kann nur entstehen – auch hier bietet sich das Bild von Pflicht und Kür an – wenn eingesetzte Infrastrukturen und Technologien flexibel und adaptierbar sind. Das passiert nicht per Knopfdruck, sondern Bedarf strategischer Entscheidungen, um den Change auf allen Ebenen der Unternehmensarchitektur zielgerichtet realisieren zu können.
Digitaler und gestärkt in die Zukunft
Es muss also konstatiert werden: Digitalisierte Prozessanpassungen und durch korrespondierende Technologien getriebene Veränderung bringen weitreichende Konsequenzen für Marktteilnehmer und Beschäftigte weltweit. Diese Entwicklungen verstärken sich von einem Tag zum nächsten in einer nie geahnten Dynamik. Die Digitale Transformation der Unternehmen «galoppiert» seit Jahren. Doch erst wenn die Business Continuity weitestgehend sichergestellt ist, dürfen neue Geschäftsfelder durch mehr Digitalisierung penetriert werden. Unternehmen, die dies beherzigen, werden digitaler und gestärkt in die Zukunft gehen. Unternehmen, die bereits passende Initiativen gestartet und korrespondierende IT-Infrastrukturen eingeführt hatten, sind erheblich schneller oder schon längst wieder im Modus.