Drei Wege zum digitalen Unternehmen
Die digitale Transformation verspricht, Abläufe in Unternehmen einfacher und effizienter zu gestalten. Dafür gibt es mehr als nur einen Weg. Wie wichtig es jedoch ist, den richtigen zu finden, offenbart uns ein Blick in die Zukunft: In dieser werden Smartphones und Tablets nicht nur untereinander, sondern auch mit einfachen Alltagsgegenständen vernetzt sein. Voraussetzung dafür ist eine zeitgemäße digitale Infrastruktur. Was gibt es bei der Wahl des Weges zu beachten, beispielsweise hinter den Kulissen der Architektur? Welche unterschiedlichen Varianten zur Umsetzung existieren und welche Vor- und Nachteile haben diese?
Eigenentwicklung, Standardsoftware und hybride Plattformen – das sind die drei Wege hin zur digitalen Infrastruktur. Welchen davon ein Unternehmen einschlägt, hängt im Wesentlichen von den vorhandenen Ressourcen, dem Know-how und den Anforderungen an die digitale Umgebung ab. Zu Beginn eines Digitalisierungsprojektes müssen sich Unternehmen deshalb die Zeit nehmen und genau analysieren, welche Strategie zum bestmöglichen Ergebnis führt, um am Ende nicht in einer Sackgasse zu landen.
Individual vs. Standard
Eine digitale Infrastruktur von Grund auf eigenständig aufzubauen ist gerade bei größeren Firmen mit mehreren Standorten eine Mammutaufgabe. Entscheidend ist deshalb, dass im Vorfeld der Einführung eine genaue Zielsetzung und detaillierte Planung erfolgt. Auch die richtige Methodik, wie zum Beispiel ein agiler Entwicklungsansatz, kann dabei helfen, das Coding reibungsloser zu gestalten und zielorientiert zu arbeiten. Erfolgreich umgesetzt winkt dann eine maßgeschneiderte Umgebung, die sich idealerweise nahtlos in die im Unternehmen etablierten Abläufe einfügt.
Eine Eigenentwicklung bleibt allerdings weit über die Programmierung hinaus zeit- und kostenintensiv. Wartung und Aktualisierung eines Systems Marke Eigenbau beanspruchen langfristige Aufmerksamkeit und die Einbindung möglichst vieler Mitarbeitenden. Ansonsten entsteht eine Abhängigkeit vom Know-how einiger weniger Personen, die als einzige wissen, wie die Software geschrieben wurde. Ein weiteres Risiko stellen Schnittstellen zu Drittanbietern dar. Denn wenn die hauseigene IT nicht mit den neuen Versionen von Drittanbietern schritthalten kann, sind Sicherheitsbedenken und Funktionsausfälle zu befürchten und das Projekt der digitalen Transformation wird schnell zum Strohfeuer. Eigenentwicklungen sind deshalb ebenso vielversprechend wie aufwändig und die Fallhöhe ist meist beträchtlich.
Wesentlich unkomplizierter ist da die Verwendung von Standardsoftware. Denn hier übernimmt der Softwarehersteller die Wartung und Aktualisierung, um das System auf dem neusten Stand zu halten. Dabei kann eine Standardsoftware den unternehmenseigenen Prozessen selbstverständlich nicht so nah sein wie eine Eigenentwicklung und bedeutet oftmals eine grundsätzliche Umstellung der gewohnten Geschäftsabläufe. Dafür ist sie deutlich risikoärmer und zu zwar hohen, aber kontrollierbaren Kosten zu haben. Hier sollten sich Entscheider deshalb genau mit dem Funktionsumfang der Lösung auseinandersetzen und Kosten wie Aufwand vergleichen. Nicht immer lohnt es sich, die bereits etablierten Prozesse neu zu entwerfen und dabei hohe Kosten in Kauf zu nehmen, um dafür der Instandhaltung des Systems zu entgehen.
“Am Ende sollten sich Benutzerfreundlichkeit, Stabilität und Sicherheit die Waage halten.”
Rolf Gebhard Stephan
CEO Axon Ivy AG
Der Hybride Weg
Der dritte Weg stellt eine Mischung aus Eigenentwicklung und Standardsoftware dar und kombiniert das Beste aus beiden Ansätzen. Ein sogenannter Platform-as-a-Service-Anbieter (PaaS) stellt ein Grundgerüst zur Verfügung, welches Firmen nach ihren Wünschen ausgestalten können. Während eigenständige Applikationen, selbst entwickelt oder nicht, nur entlang vorgeprägter Pfade zu bedienen sind, geben PaaS-Systeme Mitarbeitenden mit Entwicklungstools wie Low Code oder auch No Code Werkzeuge an die Hand, um diese Pfade selbst zu entwerfen. So können IT- und Fachabteilungen in Eigenregie die digitale Transformation für ihr Unternehmen umsetzen und stärker an spezifische Kundenbedürfnisse ausrichten.
Moderne Plattformen bieten außerdem Standard-Konnektoren an und ermöglichen so eine einfache Anbindung von gängigen Systemen wie SAP, Oracle, Microsoft oder Salesforce sowie eigenständigen Drittprogrammen. Selbst sogenannte Legacy-Systeme, also Bestandteile der alten IT-Landschaft, können auf diese Weise in der neuen Umgebung integriert bleiben. Weitere Schnittstellen zur Integration von Programmen zur Dokumentengenerierung über ESB oder Technologien wie Blockchain und digitale Signaturen sorgen für noch mehr Gestaltungsfreiheit. Das Ergebnis ist eine individuell an die Zwecke im Unternehmen anpassbare Prozessstruktur.
Welcher Ansatz sich im Einzelfall am besten eignet, hängt von den jeweiligen Anforderungen ab. Denn je spezieller diese ausfallen, desto sinnvoller erscheinen PaaS-Systeme oder eine Eigenentwicklung. Am Ende sollten sich jedoch Benutzerfreundlichkeit, Stabilität und Sicherheit die Waage halten.
Zukunftsfähige Plattformkonzepte
Bereits heute stehen Unternehmen vor der Herausforderung, einen optimalen Workflow trotz mobiler Arbeitsplätze garantieren zu müssen. Die Vorteile von PaaS-Plattformen mit ihrem Cloud-Konzept zeigen sich hier ganz deutlich und spiegeln sich im heutigen Zeitgeist wider. Ob sich die Kolleginnen und Kollegen nun im Büro nebenan oder 12 Zeitzonen weiter befinden, spielt für die Cloud keine Rolle.
Laut einer IDC Studie, die Perspektiven bei Public-Cloud-Computing-Modellen untersucht hat, sorgt besonders das PaaS-Konzept für nachhaltiges Wachstum, da es die Kundenerfahrung verbessert und die digitale Transformation auch jenseits des Büroalltags umsetzt. Eine Zukunft, in welcher der Kühlschrank das Auto „selbstständig“ zum Einkaufen schickt, ist längst keine Unvorstellbarkeit mehr, sondern eine logische Konsequenz der Weiterentwicklung. Plattformen liefern hierfür den passenden Rahmen und spielen eine maßgebliche Rolle in der digitalen Zukunft von morgen.