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Warum HR-Teams trotz Digitalisierung nicht vom Fleck kommen

Geschrieben von Alexandra Witzke-Ng | 18. Juli 2025

McKinsey zeigt, dass 60% der HR-Ressourcen in manuelle Aufgaben fließen, während nur 10% für strategische Arbeit bleiben. Laut PwC kämpfen 67% der Unternehmen mit inkonsistenten HR-Daten. Der Grund sind nicht die fehlende Tools, sondern fehlende Vernetzung.

Das unterschätzte Problem fragmentierter HR-Landschaften

Die Realität in vielen Unternehmen: Sie haben in moderne HR-Software investiert. Recruiting-Tools, Payroll-Systeme, Learning-Plattformen, Performance-Management – alles digital, alles "state-of-the-art".

Trotzdem kämpfen HR-Teams täglich mit:

  • Manuellen Datentransfers zwischen Systemen
  • Verzögerungen bei Onboarding-Prozessen
  • Unvollständigen Datengrundlagen für Entscheidungen
  • Aufwändigen Compliance-Nachweisen

Die Ursache: Ihre Systeme arbeiten nebeneinander statt miteinander. Sie haben digitale Inseln geschaffen, keine durchgängigen Prozesse.

Warum punktuelle Digitalisierung zu kurz greift

Was einzelne Tools versprechen: "Wir digitalisieren Ihren kompletten Recruiting-Prozess!”

Was in der Praxis fehlt:

  • Der nahtlose Übergang von Recruiting zu Onboarding
  • Die automatische Weitergabe an IT, Facility und Compliance
  • Die durchgängige Datenbasis für strategische Entscheidungen
  • Der Gesamtüberblick über alle HR-Prozesse

Die wahre Herausforderung: Systembrüche

Unternehmen nutzen heute eine Vielzahl spezialisierter HR-Systeme. Jedes für sich optimiert. Zusammen oft ein Flickenteppich.

Typisches Beispiel: Ein neuer Mitarbeiter, eine neue Mitarbeiterin durchläuft beim Onboarding mehrere Systeme – von der digitalen Personalakte über die IT-Benutzerverwaltung bis zu Schulungsplattformen. Die Folge sind Medienbrüche, Wartezeiten und Mehrfacheingaben.

Der Lösungsansatz: Intelligente Prozessvernetzung

Was bedeutet das konkret?

Statt ständig neue Systeme einzuführen, vernetzen Sie bestehende intelligent. Eine zentrale Prozessplattform koordiniert alle HR-Abläufe systemübergreifend:

1. Durchgängige Datenflüsse

  • Einmal erfasste Daten stehen allen Systemen zur Verfügung
  • Änderungen werden automatisch synchronisiert
  • Keine Mehrfacheingaben, keine Inkonsistenzen

2. Intelligente Prozesssteuerung

  • Workflows, die systemübergreifend ablaufen
  • Automatische Weiterleitungen und Trigger
  • Parallele statt sequenzielle Bearbeitung

3. Transparenz und Steuerbarkeit

  • Echtzeiteinblick in alle laufenden Prozesse
  • Klare KPIs und Auswertungen
  • Fundierte Entscheidungsgrundlagen

Konkrete Anwendungsfälle aus der Praxis

Smart Onboarding: Vom Flickenteppich zum Gesamtprozess

Die Herausforderung:

  • Verschiedene Abteilungen müssen koordiniert werden
  • Mehrere Systeme sind involviert
  • Neue Mitarbeitende warten oft wochenlang auf vollständige Arbeitsfähigkeit

Die Lösung durch Vernetzung:

  • Ein zentraler Prozess steuert alle Beteiligten
  • Aufgaben laufen parallel statt nacheinander
  • Vollständige Transparenz über den Status

Das Ergebnis: Deutlich verkürzte Onboarding-Zeiten und höhere Zufriedenheit bei neuen Mitarbeitenden.

Skill-Management: Von der Excelliste zur strategischen Ressource

Die Herausforderung:

  • Kompetenzen sind über verschiedene Systeme verteilt
  • Keine Gesamtsicht auf vorhandene Skills
  • Schwierige Nachfolgeplanung

Die Lösung durch Vernetzung:

  • Zentrale Skill-Datenbank aus verschiedenen Quellen
  • Automatisches Matching bei internen Stellenausschreibungen
  • Gezielte Entwicklungsempfehlungen

Das Ergebnis: Bessere interne Mobilität und gezieltere Personalentwicklung.

Compliance-Management: Von manuell zu automatisiert

Die Herausforderung:

  • Strenge regulatorische Vorgaben
  • Aufwändige Dokumentationspflichten
  • Hohe Fehleranfälligkeit bei manuellen Prozessen

Die Lösung durch Vernetzung:

  • Automatisierte Schulungszuweisungen
  • Lückenlose Audit-Trails
  • Regelbasierte Berechtigungsvergabe

Das Ergebnis: Vollständige Compliance-Sicherheit bei deutlich reduziertem Aufwand.

Der Weg zur vernetzten HR-Landschaft

Phase 1: Bestandsaufnahme und Priorisierung

  • Analyse der aktuellen Systemlandschaft
  • Identifikation der größten Prozessbrüche
  • Definition klarer Ziele und Erfolgskriterien

Phase 2: Pilotprojekt

  • Start mit einem überschaubaren Kernprozess
  • Proof of Concept mit messbaren Ergebnissen
  • Einbindung aller relevanten Stakeholder

Phase 3: Schrittweise Ausweitung

  • Übertragung auf weitere Prozesse
  • Kontinuierliche Optimierung
  • Aufbau von internem Know-how

Erfolgsfaktoren für die Umsetzung

1. Prozess vor Technologie: Die beste Technik nützt nichts, wenn die Prozesse nicht stimmen. Erst den Sollprozess definieren, dann die technische Umsetzung planen.

2. Bestehende Systeme einbinden: Niemand will seine funktionierende HR-Software ersetzen. Die Kunst liegt in der intelligenten Vernetzung des Vorhandenen.

3. Change Management von Anfang an: Die Mitarbeitenden müssen mitgenommen werden. Frühe Einbindung, klare Kommunikation und sichtbare Quick Wins sind entscheidend.

4. Iteratives Vorgehen: Nicht alles auf einmal umkrempeln. Schritt für Schritt vorgehen und aus jedem Teilprojekt lernen.

Was vernetzte HR-Systeme für Ihr Unternehmen bedeuten

 

Für HR-Verantwortliche: Für die IT: Für die Geschäftsführung:
Mehr Zeit für Strategisches: Weniger manuelle Koordination Keine Systemwildwuchs: Klare Integrationsarchitektur HR als Business Enabler: Schnellere, agilere Prozesse
Bessere Entscheidungsgrundlagen: Konsistente Daten aus allen Systemen Weniger Maintenance: Zentrale Prozesslogik statt verteilter Workarounds Compliance-Sicherheit: Nachvollziehbare, dokumentierte Abläufe
Höhere Prozessqualität: Standardisierte, fehlerfreie Abläufe Zukunftssicherheit: Neue Systeme lassen sich einfach anbinden Skalierbarkeit: HR-Prozesse, die mit dem Unternehmen wachsen

Die häufigsten Bedenken und warum sie unbegründet sind

"Unsere Systemlandschaft ist zu komplex für eine Vernetzung"

Die Realität: Je komplexer Ihre Landschaft, desto größer der Nutzen einer zentralen Prozessplattform. Statt die Komplexität zu erhöhen, schaffen Sie eine ordnende Schicht, die bestehende Systeme intelligent verbindet.

Der Weg: Beginnen Sie mit einem überschaubaren Prozess – zum Beispiel dem Onboarding. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse und Erfolge ebnen den Weg für weitere Schritte.

"Das bedeutet ein mehrjähriges IT-Großprojekt"

Die Realität: Moderne Low-Code-Plattformen haben die Spielregeln verändert. Was früher Monate dauerte, ist heute in Wochen umsetzbar. Prozesslogik wird modelliert, nicht programmiert. Änderungen sind in Tagen statt Monaten möglich.

Der Weg: Mit einem Proof of Concept starten Sie innerhalb weniger Wochen. Erste produktive Prozesse laufen nach 2-3 Monaten. Das ist agile Transformation statt Mammutprojekt.

"Unsere Fachabteilungen werden ihre bewährten Systeme nicht aufgeben"

Die Realität: Das müssen sie auch nicht! Prozessvernetzung bedeutet nicht, funktionierende Systeme zu ersetzen. Im Gegenteil: Ihre Spezialsysteme bleiben bestehen und werden durch intelligente Verbindungen noch wertvoller.

Der Weg: Zeigen Sie den Fachabteilungen, wie ihre Systeme durch Vernetzung an Wert gewinnen. Weniger Datenpflege, automatische Weitergabe, bessere Auswertungen – bei vollständigem Erhalt der gewohnten Arbeitsumgebung.

Fazit: Die Zukunft liegt in vernetzten Prozessen

78% der Unternehmen sehen laut Kienbaum die Talentgewinnung als größte Herausforderung. Gleichzeitig zeigt die DGFP, dass 54% der HR-Führungskräfte ihre Software als nicht ausreichend skalierbar einschätzen.

Die Lösung liegt nicht in noch mehr Einzelsystemen, sondern in ihrer intelligenten Vernetzung. Unternehmen, die diesen Schritt gehen, schaffen die Basis für:

  • Effizientere Prozesse durch Wegfall manueller Schnittstellen
  • Bessere Entscheidungen durch konsistente Datengrundlagen
  • Höhere Agilität durch flexible, anpassbare Workflows

Die Zeit isolierter HR-Systeme geht zu Ende. Die Zukunft gehört vernetzten, intelligenten Prozessen.